Nachricht vom 12. Februar 2008

"Kein Land in Sicht"

Drei Jahre nach dem Mord an Dorothy Stang herrscht noch immer Rechtlosigkeit

Zum dritten Mal jährt sich heute der Tag, an dem Sr. Dorothy Stang auf einem Dschungelpfad mit neun Revolverschüssen hingerichtet wurde.

Fast 40 Jahre ihres Lebens kämpfte die Ordensfrau gegen die illegale Abholzung des Regenwaldes und schuf sich weltweite Anerkennung und mächtige Feinde. Öffentlich klagte sie korrupte Politiker, Mafiabosse, Landdiebe und Auftragsmörder an. Diese reagierten mit Morddrohungen, die sie am 12. Februar 2005 auch in die Tat umsetzten.

Im Gegensatz zu Hunderten von Auftragsmorden mit ähnlichem Hintergrund, die nie gesühnt wurden, handelte die brasilianische Justiz im Fall Stang vergleichsweise schnell. Der mutmaßliche Mordschütze und zwei Mittäter wurden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Dass es überhaupt zur Anklage gegen die Täter und einige Hintermänner kam, lag Menschenrechtsexperten zufolge an dem großen internationalen Aufsehen, den der Mord erregt hatte. Nachdem das Medieninteresse nachließ, gerieten auch die Ermittlungen ins Stocken.

Überraschend hob das Oberste Gericht in Para das Urteil gegen den Todesschützen am 25. Januar 2008 wieder auf. Nach Ansicht des Bischofs von Xingu, Dom Erwin Kräutler, sind die eigentlichen Drahtzieher des Verbrechens ohnehin nie zur Rechenschaft gezogen worden. Eine Gruppe von Bodenspekulanten und Holzunternehmern habe den Mord minuziös geplant und anschließend ausgelassen gefeiert.

Aus Dankbarkeit für Sr. Dorothys mutigen und liebevollen Einsatz hat Adveniat einen seiner Besprechungsräume nach dieser Märtyrerin der brasilianischen Kirche benannt.

Hintergrund: Interview mit Bischof Kräutler lesen

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