Indígenas

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    Gerechtigkeit und Indígenas: Dieser Weg ist noch weit

    Keine Gegenwart ohne (Kolonial-)Geschichte

    Indígenas und Gerechtigkeit – diese Begriffe in Kombination sind beinahe ein Widerspruch in sich. Für viele Menschen sind sie eine Wunschvorstellung, ein Traum von einer Wirklichkeit, wie sie (noch) nicht existiert und wie sie bereits im 16. Jahrhundert vorgezeichnet wurde: als die Europäer die indianischen „Barbaren“, in ihren Augen minderwertige Wilde, gewaltsam unterwarfen, ihnen ihre Freiheit nahmen und ihren Widerstand unterdrückten. Bis heute ist etwas zurückgeblieben von dieser negativen Sichtweise; längst spielt die „Indigenenfrage“ eine globale Rolle, hat Einzug gehalten in Völkerrecht und internationale Politik. Auch in den Andenregionen Lateinamerikas, sei es in Argentinien, Bolivien oder Chile, in Kolumbien, Peru oder Ecuador, haben viele Menschen zu kämpfen mit ihrem indianischen Ursprung, der wie ein Makel auf ihnen lastet. Gerechtigkeit ist auch dort keine Selbstverständlichkeit; sie muss hart erkämpft werden, stellt sich für viele Beteiligte als „un tiempo de lucha“ (eine Zeit des Kämpfens) dar.

    Erste Rechte auf Eigentum und kulturelle Identität

    Neue Verfassungen, die sich mit dem Recht der Indígenas beschäftigen, sind ein Schritt nach vorne: So verabschiedeten beispielsweise Kolumbien und Peru 1991, Argentinien und Bolivien 1994 und Ecuador 1998 entsprechende Verfassungen, die ihnen ein Recht auf Eigentum und kulturelle Identität sichern. Dennoch machen unzähligen Menschen Korruption und ungeklärte Besitzverhältnisse weiterhin das Leben schwer; die Umsetzung von der Theorie in die Praxis ist ein steiniger Weg. Da ist es gut und hilfreich, dass es Fürsprecher für die indigene Bevölkerung gibt, Initiativen, die sich für die Indígenas einsetzen, ihre Wurzeln stärken und ihre Kultur verteidigen.

    Gegen Vertreibung und Entwurzelung der Indígenas

    Die Nationale Kommission für Indianerpastoral ENDEPA (Equipo Nacional de Pastoral Aborigen) ist ein Beispiel für konkrete Unterstützung indianischer Anliegen. Die argentinische Kommission, die 1986 von der Bischofskonferenz gegründet wurde, sorgt dafür, dass das Schicksal der Indianer, deren Rechte nach wie vor vielerorts nicht anerkannt werden, zur Sprache kommt, die Öffentlichkeit Anteil nimmt und reagiert. Darauf, dass die Indigenen gezwungen werden, das Land aufzugeben, auf dem schon ihre Vorfahren gelebt haben und das oftmals hinter ihrem Rücken verkauft wird, darauf, dass sie jeden Tag aufs Neue um ihre Existenz bangen müssen und um die Erde, der sie sich so verbunden fühlen. Es geht darum, die Erniedrigung und Zurückweisung, der die Menschen täglich ausgesetzt sind, anzusprechen und zu thematisieren. Denn vieles steht auf dem Spiel: die Wurzeln der Indígenas, ihre Herkunft, ihre Traditionen und Bräuche, ihre Zukunft. Die

    Solidarität der Kirche beginnt an der Basis

    Im Einsatz für die indigene Bevölkerung zeigt die Kirche ihr solidarisches Gesicht, indem sie den betroffenen Menschen den Rücken stärkt und ihnen einen Platz in der Gesellschaft verschafft; sie bildet pastorale Mitarbeiter aus und setzt sich für eine zweisprachige Erziehung der Kinder ein. Viele Vorstöße gab es im vergangenen Jahr, auf die Initiativen wie ENDEPA zurückblicken können: So verließen beispielsweise Indígenas aus der Provinz Jujuy im äußersten Nordwesten Argentiniens ihre Bergdörfer und erreichten die Verabschiedung eines Provinzgesetzes zur Enteignung von Landspekulanten. Außerdem nahm Tucumán, die kleinste Provinz Argentiniens, die indigenen Rechte der Diaguita Calchaquí in seine Provinzverfassung auf, und Indianern vom Stamme der Wichí und Toba gelang beim Verkauf von Staatsland ein wichtiger Schritt gegen die Korruption. Kleine Erfolge wie diese verschaffen den Menschen neuen Mut, selbst Initiativen für ihre Rechte und gegen die Diskriminierung, der sie nach wie vor ausgesetzt sind, zu ergreifen.

    Argentinische Bischöfe fordern „Ein Land für alle“

    „Für uns ist die Erde heilig“, sagen die Indígenas. „Wir wollen sie nicht ausbeuten oder sie vernichten. Wir wollen auf ihr und mit ihr leben.“ Das unterstützen auch die argentinischen Bischöfe, die gemeinsam das Thesenpapier „Una tierra para Todos“ (Ein Land für Alle) herausgegeben haben und damit Stellung beziehen zum Thema „ Land“. Denn der Verlust von Land bedeutet für die Indianer viel mehr als nur den Verlust ihrer Heimat: Ohne Land haben sie auch keinen Zugang zu Sozialleistungen und geraten dadurch noch mehr aufs Abstellgleis.

    Reale Ignoranz – Indígenas leben gefährlich

    Die Indígenas herausholen aus der Ecke der Minderwertigkeitsbevölkerung – das ist das Ziel vieler gemeinnütziger und kirchlicher Organisationen; unzählige Menschenrechtler und Verfechter der indigenen Lebensweise stellen sich immer wieder aufs Neue dieser Herausforderung. Doch die traurige Realität lässt sich nicht schönreden: So sind allein in Kolumbien in den vergangenen 25 Jahren 400 bis 500 indigene Anführer ermordet worden. Das Recht auf Leben, das Recht auf körperliche Unversehrtheit, das Recht auf Freiheit – vielerorts wird es ignoriert. Indigene Territorien werden im Rahmen der Drogenbekämpfung bombardiert und gefährden das reiche kulturelle Erbe der Indígenas. Wo, wie in Kolumbien, gewaltsame Vertreibungen an der Tagesordnung sind, leiden besonders die Unterlegenen: die Indígenas . Viele Dörfer mussten sie in den vergangenen Jahren aufgeben; in den Departamentos Córdoba und Antioquia vertrieben paramilitärische Gruppen mehr als 10.000 Indígenas von ihrem Land. Doch nicht nur die bürgerlichen und politischen Rechte der indigenen Bevölkerung werden immer wieder verletzt; auch die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte werden weiterhin übergangen: 80 Prozent der Indígenas leiden unter extremer Armut, 73 Prozent erhalten ein Einkommen unter dem gesetzlichen Mindestlohn, die Lebenserwartung liegt 20 Prozent unter dem nationalen Durchschnitt, und auch die Analphabetenrate liegt mit 44 Prozent über den 36 Prozent der übrigen Bevölkerung.

    Jetzt Handeln und Projekte fördern

    „Aktion erzeugt Reaktion, Eroberung führt zur Rückeroberung, Hochs bewirken Tiefs.“ So die Meinung des US-amerikanischen Buchautors Phillip Wearne, der diese Zyklen als Teil der indigenen Alltagswelt ansieht. Längst sei es in den Andenregionen Zeit für den so genannten „pachakut'i“, den „ausgleichenden Umbruch“. Angekündigt wird er schon seit Jahrhunderten durch Legenden und mündliche Überlieferungen; jetzt ist Handeln gefragt. Auch ADVENIAT hilft, der lateinamerikanischen Urbevölkerung eine Stimme zu verschaffen. Als Partner für Lateinamerika hat ADVENIAT die Jahresaktion 2007 den Indígenas in Argentinien, Bolivien, Chile, Kolumbien, Peru und Ecuador gewidmet. Damit die Indígenas langfristig ihren bedrohten Lebensraum verteidigen, ihre kulturelle Identität und indigene Spiritualität bewahren und wiederbeleben können. Text: Ulrike Schwerdtfeger, 06/2007

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