El Salvadors neuer Präsident verschreibt sich der "Option für die Armen“

Nachricht vom 19. März 2009

El Salvadors neuer Präsident verschreibt sich der "Option für die Armen"

San Salvador. Dass Mauricio Funes seine Siegesrede dem ermordeten Erzbischof Oscar Arnulfo Romero widmete und erklärte, auch sein Leitbild sei die "Option für die Armen", war nicht nur Effekthascherei. Der 49jährige Salvadorianer entstammt einem bürgerlichen, katholischen Elternhaus. Er besuchte  eine Jesuitenschule und studierte dann Literaturwissenschaften an der Universität der Jesuiten, deren Rektor zu dem Zeitpunkt der Jesuitenpater Ignacio Ellacuria war. Wie Romero 1980 wurde auch Ellacuria neun Jahre später von Todesschwadronen ermordet. Beide starben, weil sie sich für die Entrechteten und für eine friedliche Beilegung des Bürgerkriegs engagiert hatten.
Diese skrupellosen Gräueltaten haben Funes und seine ganze Generation geprägt. Während viele seiner Kommilitonen zur Guerilla gingen – darunter auch sein Bruder, der bei Studentenprotesten vom Militär verhaftet und anschließend ermordet wurde – wählte Funes den Journalismus. Er berichtete über den Bürgerkrieg, war 16 Jahre lang Korrespondent des US-Nachrichtensenders CNN in El Salvador und produzierte sein eigenes, preisgekröntes Reportage- und Interviewprogramm im salvadorianischen Fernsehen.
Privat wirkt der vierfache Familienvater mit dem graumelierten Haar und der Designerbrille eher zurückhaltend. Er gilt als Arbeitstier und als großer Fan von Sportwagen. Seine Kommilitonen erinnern sich an Funes als intelligenten, ernsten und fleißigen Studenten, aber auch als überheblich. Ein unabhängiger, kritischer Geist ist er geblieben. Der Nationalen Befreiungsfront Farabundo Marti (FMLN) – die Partei, die nach den Friedensverträgen von 1992 aus der Guerilla hervorging - trat er erst voriges Jahr bei, als ihn die Parteiführung zum Kandidaten erkoren hatte und er seine Präsidentschaftskandidatur amtlich machte. Stets trat er im Anzug auf, nie in den roten Parteifarben. Darin liegt Beobachtern zufolge seine größte Stärke und seine größte Schwäche. "Er brachte frischen Wind in die Politik und wurde nicht als Vertreter der alten Guerillagarde wahrgenommen", sagt der Historiker Roberto Turcios. "Gleichzeitig ist er deutlich moderater als die Parteibasis, was in der Regierung zu Spannungen führen kann."
Persönlich definiert sich Funes als "Linker, der an die Demokratie, die soziale Gerechtigkeit und den Humanismus glaubt". Er identifiziert sich mit sozialdemokratischen Staatschefs wie Jose-Luis Rodriguez Zapatero und Luiz Inacio "Lula" da Silva in Brasilien. Zu letzterem unterhält er auch persönlich einen guten Draht: Lula stellte ihm sein Wahlkampfteam zur Verfügung, und Funes dritte Frau, die Brasilianerin Vanda Pignato, ist die Repräsentantin Lulas in Mittelamerika.
Seine Gegner sehen in ihm ein trojanisches Pferd, jemand, der durch die Hintertür den Sozialismus in El Salvador einführen wird. Die Kirche hielt sich zurück und beschränkte sich auf Aufrufe zur Wahlbeteiligung. Dass Funes Romeros Option für die Armen aufgreift, begrüßt Weihbischof Gregorio Rosa Chavez. "Nun muss er das aber auch in die Praxis umsetzen."

Von Sandra Weiss

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